Ehrung für die Retter eines ehrwürdigen Gemäuers | 8. September 2015

Für die Verleihung des Denkmalpreises des Wartburgkreises 2015 in Zella wurden die Sanierungsarbeiten im Festsaal der Propstei für einen Tag eingestellt. "Wir sind hier in einer Baustelle, die einen besonderen Wert hat", sagte Landrat Reinhard Krebs (CDU). Und weil sich der Förderverein "Propstei Zella - Barock in der Rhön" besonders um den Erhalt dieses Wertes verdient gemacht hat, war er einer der Preisträger.

Der Verein werde geehrt für das außerordentliche Engagement bei der Erhaltung und Entwicklung der Propstei als multifunktionales kommunales Gebäude und als wichtiges Beispiel des Barock in der Rhön, sagte Regina Jahn von der Unteren Denkmalbehörde. Die Propstei zähle zu den herausragenden Bauwerken des Rhöner Barock. Wegen ihrer architektonischen Qualität und der exponierten Lage habe sie eine "große Bedeutung für die gesamte Kulturlandschaft der Rhön".

1999 war mit der Planung für die umfassende Sanierung der Propstei begonnen worden. Von 2001 bis 2003 waren der linke Seitenflügel im Erdgeschoss, wo sich heute die Dauerausstellung des Biosphärenreservats und das Infobüro der Gemeinde befinden, und der Gewölbekeller umgebaut worden. Danach war die Sanierung der Dächer von Ost- und Westflügel einschließlich der Türme notwendig. Weil damals abzusehen war, dass die Gemeinde dafür ihren Eigenanteil nicht mehr aufbringen kann, gründete sich am 7. September 2005 der Förderverein, dem es gelang, Spenden in Höhe von 15.500 Euro zu sammeln. Damit war der Eigenanteil gewährleistet, das Dach wurde von 2004 bis 2006 saniert. Von 2007 bis 2011 wurden Erd- und Obergeschoss sowie das Haupttreppenhaus instand gesetzt, der Kindergarten modernisiert und die Biosphärenreservatsverwaltung zog in die Propstei.

Aktuell wird der Festsaal saniert. Eigentlich sollte er zur Preisverleihung fertig sein, aber ungeahnte Probleme bei der Wiederherstellung der beiden Kamine hätten einen Strich durch die Rechnung gemacht, sagte Regina Jahn. Nun soll der Saal bis Ende des Jahres fertig sein. Nach Böden und Wänden werden die wertvollen Deckengemälde, die bereits abgewaschen und entsalzt wurden, restauriert. Nach Angaben von Christine Rothhämmel, Bauamtsleiterin der Verwaltungsgemeinschaft Dermbach, wurden bisher rund 2,75 Millionen Euro in die Sanierung der Propstei investiert. 540.000 Euro davon habe die Gemeinde aufgebracht, ca. 53.000 Euro Spendengeld kam über den Förderverein. Der Rest war Fördergeld.

Als Nächstes soll - so der Verein den Eigenanteil aufbringen kann und Fördergeld fließt - ein eingefallenes Stück der Umfassungsmauer um den Klostergarten hergerichtet werden. Die Sanierung der Fassade und des Marstalls stehen noch an.

Weil der Vereinsvorsitzende, der Dermbacher Architekt Thomas Kraus, im Urlaub war, nahm Martin Schramm, Beigeordneter des Vereins, den Preis entgegen. Eine Extra-Urkunde für die Gemeinde Zella überreichte der Landrat, verbunden mit Lobesworten an Bürgermeister Stefan Cyriaci und dessen Vorgänger Roland Kämpf - "auch Sie, Herr Kämpf, haben schon gekämpft für diese wunderschöne Propstei". Beide sind Mitglied im Förderverein. Auch Regina Jahn hatte zuvor die Verdienste von Roland Kämpf hervorgehoben.

Stefan Cyriaci, den der Landrat als "Chef im Dorf" um ein paar Worte bat, sagte, seit mehr als 15 Jahren beschäftige sich die Gemeinde mit der Sanierung. "In dieser Zeit haben wir einiges geschafft." Der Förderverein und die Bürger, die sich für die Propstei engagieren, "haben Erstaunliches geleistet". Die Zahl der Vereinsmitglieder sei von anfangs 7 auf inzwischen mehr als 50 gewachsen. "Daran sieht man, welch große Akzeptanz der Verein im Ort hat", sagte der Bürgermeister. Der Mitgliedsbeitrag in Höhe von 24 Euro komme zu 100 Prozent der Sanierung der Propstei zugute, betonte er.

Karl-Friedrich Abe, Leiter der Thüringischen Verwaltungsstelle des Biosphärenreservats Rhön, zollte den Preisträgern ebenfalls Respekt. Er überreichte "als Symbol für Standhaftigkeit, Ausdauer, Kraft und Mut" eine Zeichnung von einer 600 Jahre alten Eiche aus dem Biosphärenreservat.

Der mit 300 Euro dotierte Denkmalpreis könne "den Aufwand, der betrieben wurde, nicht in irgendeiner Form wettmachen", sagte der Landrat, "aber der ideelle Wert des Preises macht es letztlich aus".

"Es ist schön, wenn man nach zehn Jahren auch aus der Politik ein bisschen Anerkennung bekommt für das, was wir geleistet haben", sagte Martin Schramm und erklärte: "Unser Motto ist: 'Man muss oft etwas Tolles unternehmen, um nur wieder eine Zeit lang leben zu können' - das ist ein Zitat von Goethe.

 

 

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